Das Alphorn in den Ruinenmauern von Château Montségur

Montag, 26. Mai 2014

Dao - Wo ein Wille ist ...

... soll ja bekanntlich auch ein Weg sein.
Das habe ich heute zur Krete zwischen Caïrac und Brousses bewiesen und bin ohne Rücksicht der Wanderkarte gefolgt. Ein Wanderweg war da zwar nicht eingezeichnet, aber ein doppelt gestrichelter Weg, was alles bedeuten kann von zugewachsen bis pistenmässig breit. Hier gehts zum Track: Mournac-Limoux

Kurz vorher musste ich mitten durch Hof des Weilers gehen und traf aber wider Erwarten weder auf Menschen noch auf einen bösen Hund. Am Ausgang hing am Tor ein Schild "Attention au Chien" und ich musste schmunzeln. Erst da bemerkte ich neben meinem Knie eine braune Hundenase und dann den ganzen Hund. Er schaute mich aber nur lieb an, sagte keinen Ton und gab auch keine Auskunft zum Wanderweg, sondern stupste mit der Nase dahin, wo mein Notfallpicknick verstaut ist. Na ja, der Hund - ein Labi? - konnte ja nicht wissen, dass ich niemals fremde Tiere füttere. 

Als ich dann weiterging kam er einfach mit und je weniger Weg ich unter den Füssen hatte, desto treuer wurde ich begleitet.
Dann verschwand der Weg ganz und den Hund jagte ich nach Hause. Auf Biegen und Brechen folgte ich meiner (wohl recht veralteten) Karte und kämpfte mich durch nasse Büsche. Resultat: Auf der Krete gabs dann wieder einen richtigen Weg und der Nervenkitzel hatte sich gelohnt. Nun weiss ich auch, wie es ist, wenn die Füsse in den Schuhen schwimmen, ein bisschen wie barfuss durch den Schlamm laufen.

Ich gehe glücklich lächelnd durch die Landschaft, schaue mir das grosse Wolkenkino an, atme die lebendigen Farben und geniesse die Ruhe, die vor allem aus Vogelgezwitscher und Wind besteht. Das Gepäck ist gut am Rücken angewachsen und die Füsse machen einen Schritt nach dem andern ohne mein Dazutun. Alles ist einfach so, wie es ist und das Land rollt sich beim Ausschreiten wie ein duftender grüner Teppich in die Ferne zum Horizont, wo die Wolken warten.

Mit Hunger erreichte ich Roquetaillade und fand auch gleich eine gemütliche Bank fürs Picknick. Auch für Regenwanderer ist hier vorgesorgt, bei einsetzenden Schauern konnte ich unters Dach flüchten und die Mittagspause wind- und regengeschützt fortsetzen.

Die restlichen Kilometer waren zwar Asphalt, aber meinen Füssen war das heute egal. Von Regen verschont bin ich in Limoux angekommen und habe nach einigem Suchen das Hotel gefunden. Nun folgt der Griff in die Wanderwundertüte: wo soll es morgen hingehen?

N.B. Ein herzlicher Dank geht an die Person mit der anonyme Spende von gestern. Ich freue mich über die Unterstützung meiner Aktion



Schlechtwetter-Picknickplatz
Aussicht von Hotelzimmer

2 Kommentare:

Pedro Pollino hat gesagt…

Manchmal braucht es wohl ein paar hundert Kilometer bis man seinen Weg gefunden und die Poesie in sich entdeckt hat...

Susanne Wagner hat gesagt…

Stell dir vor, was ich nach 1000 km schreiben könnte ;)

Kommentar veröffentlichen